Dr. Bas Streukens arbeitet seit zwei Jahren im Universitätskrankenhaus UCM+ in Maastricht. Er ist non-invasiver, bildgebender Kardiologe und arbeitet in der non-invasiven Kardiologie. Seine Werkzeuge sind Herzultraschall, Computertomographen (CT) und Magnetresonaztomographen (MRT). PIEK unterhielt sich mit ihm über seine tägliche Arbeit, den Einfluss der Elektronik auf seinen Beruf und die Entwicklungen in der non-invasiven Kardiologie.

Bas Streukens gehört zu einer Gruppe von sehr speziellen Endnutzern von Produkten der elektronischen Verbindungsindustrie, ohne die er seine tägliche Arbeit nicht ausführen könnte. „Ohne Computer bin ich blind“ charakterisiert die Abhängigkeit eines bildgebenden Kardiologen. Ultraschall, CT und MRT sind die „Augen“ und liefern das Bildmaterial, auf Basis dessen Bas Streukens eine Diagnose erstellen kann. Die Diagnose hilft einerseits eine Intervention, das heißt eine Behandlung, einzuleiten. Andererseits wird das Bildmaterial auch während einer Behandlung zur Kontrolle verwendet.

Was heißt non-invasive bildgebende Kardiologie? Einfach ausgedrückt, es gibt keinen Eingriff. Außer einem eventuellen Nadeleinstich wird bei der non-invasiven Kardiologie nicht in den menschlichen Körper eingegriffen, um Bilder zu erhalten. Alles erfolgt von außen und ist damit eine sehr schonende Untersuchungsmethode.

„Um die Frage zu beantworten, inwieweit die elektronische Verbindungsindustrie die Medizin, insbesondere die Kardiologie, die letzten Jahre beeinflusst hat, müssen wir einen kurzen Rückblick machen. Früher konnte man die Herzschlagader und ihre Funktionstüchtigkeit nur mit den folgenden Methoden untersuchen. Die eine war das Einbringen eines Katheters über die Leiste des Patienten und die andere das Röntgen. Die Katheterisierung über die Leiste ist ein Eingriff und kann zu Komplikationen führen. Die Darstellung des Herzens mithilfe von Röntgenstrahlen ist zweidimensional und damit in ihrer Aussagekraft beschränkt.“

Mittlerweile gehören Ultraschall, CT und MRT zum Arbeitsalltag eines bildgebenden Kardiologen und haben Möglichkeiten zur präzisen Diagnose und Kontrolle buchstäblich in eine andere Dimension gebracht. Mit Ultraschall kann man dreidimensionale Abbildungen erzeugen. Bas Streukens nennt Ultraschall „sein Arbeitspferd“, mit dem er in der Lage ist zum Beispiel ein Herz oder eine Herzschlagader in Echtzeit zu begutachten. Die Methode ist für den Patienten sehr schonend, denn es wird keine Strahlung erzeugt und ist verhältnismäßig preiswert. Bas Streukens fachlicher Schwerpunkt sind Mitralklappen. Um diese korrekt zu platzieren und ihre Funktionstüchtigkeit zu kontrollieren, wird Ultraschall des Schluckdarms als Überwachungsmethode eingesetzt.

CTs und MRTs sind die beiden anderen Werkzeuge eines bildgebenden Kardiologen. Bei einer Untersuchung mit einem Computertomographen wird erst Kontrastmittel gespritzt und mithilfe von Röntgenstrahlen werden Organe, Blutbahnen u.a. sichtbar gemacht. Auch bei CTs hat sich die Technik in den letzten Jahren stark verbessert. De Geräte werden immer schneller, man braucht immer weniger Kontrastmittel und gleichzeitig verbessert sich die Bildqualität.

Ein MRT ist faktisch ein riesiger Magnet. Seine Anziehungskraft ist circa 30.000 Mal stärker ist als die unserer Erde. Erst Anfang der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das MRT erfunden. Mittlerweile gehört es zu den gängigen Untersuchungsgeräten, um dreidimensionale Abbildungen vom inneren des Körpers zu produzieren. Es benötigt kein Kontrastmittel und es arbeitet ohne Strahlungseinwirkung.

PIEK wollte wissen, inwieweit ein bildgebender Kardiologe heutzutage eher Techniker ist. Bas Streukens erläutert, dass „die Basistechnik der unterschiedlichen Geräte schon während der Ausbildung gelernt wird. Die echte Arbeit mit der Technik kommt erst in der Spezialisierungsphase der Ärzte. Und wie bei anderen Berufen auch, macht Übung den Meister. Tagtäglich arbeitet man mit den Geräten im Beisein von Kollegen, die schon länger mit der Technik vertraut sind“.

Weitere Themen, die PIEK interessierte, waren Weiterbildung und der Sicherheitsaspekt. Wie in der elektronischen Verbindungsindustrie gibt es in der bildgebenden Kardiologie Zertifizierungen und Rezertifizierungen. Beispielsweise für das Arbeiten mit dem MRT existieren europäische Richtlinien, die vom ESC (Europäische Vereinigung der Kardiologen) festgelegt sind. Kardiologen müssen ein Theorie- und Praxisexamen ablegen und sind damit zertifiziert. Alle fünf Jahre erfolgt eine Rezertifizierung. Außerdem sind regelmäßige Weiterbildungskurse für das Arbeiten mit Ultraschall, CTs und MRTs gesetzlich vorgeschrieben. Diese beinhalten auch Sicherheitsaspekte.

Als letztes wollte PIEK wissen, welche Zukunftsentwicklungen in der bildgebenden Kardiologie eine Rolle spielen. Bas Streukens bekräftigte nochmals die Rolle der Elektronik: „Insbesondere in der bildgebenden Kardiologie sind die technischen Entwicklungen schnell und helfen den Ärzten noch bessere Diagnosen zu stellen und dementsprechend Behandlungen einzuleiten. Im Bereich der Echokardiografie (Ultraschall des Herzen) ist die Dreidimensionalität ein großes Thema. Es ermöglicht uns schneller eine Abbildung von einem sich bewegenden Organ, in unserem Fall dem Herzen, zu erhalten. Und die Resolution wird immer besser, was uns eine präzisere Diagnostik ermöglicht. Bei Untersuchungen mit dem MRT geht die Zukunft in Richtung vierdimensionale Abbildungen. Man muss sich vorstellen, dass man bei einem dreidimensionalen Bild sehen kann wie viel Blut zum Beispiel durch eine Herzschlagader fließt. Bei einem vierdimensionalen Bild kommt die Dimension Zeit hinzu. In der Praxis bedeutet dies, dass man auch sehen kann wie viel Blut in einem bestimmten Zeitraum fließt. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Diagnose und Kontrolle bei der Behandlung. Besonders für meinen Schwerpunkt, das Einsetzen der Mitralklappen, liefert das große Vorteile.

Eine weitere Entwicklung, die wir mit Spannung verfolgen, ist das “hybrid imaging“, das heißt Hybridbildgebung. Hier werden zwei Techniken kombiniert. Einerseits ein MRT und andererseits ein PET Scan. Laienhaft gesprochen, heißt das Bilder aus der nuklearen Bildgebung mit anatomischen Bildern zu kombinieren. Dafür wurden neue Scanner entwickelt, die CT und PET in einem Gerät vereinen. Spannend für die Kardiologie sind auch die Entwicklungen im Bereich Roboter-Chirurgie in Kombination mit Virtual Reality und 3D Druck.“

Und wie sieht es mit Kosten, Auslastung und Wiederverwertung der Geräte aus? Dr. Streukens erklärt: „Wir planen Untersuchungstermine sieben Tage pro Woche mit wenigen Ausnahmen das ganze Jahr durch. Die Geräte müssen so viel wie möglich eingesetzt werden, da die Anschaffungskosten bei mehreren Millionen Euro liegen und demzufolge die Auslastung hoch sein muss. Außerdem gibt es regelmäßig Kosten für Upgrades der Software. Aber irgendwann muss man auch neue Geräte anschaffen. Die alten Geräte werden meistens in andere Länder verkauft, deren Medizinstandard noch nicht auf unserem Niveau liegt.“

Wir danken Dr. Streukens für das Gespräch.